Verstand oder Emotion – wie entscheiden wir?

Gummibärchen oder Schokolade? Ausbildung oder studieren? Oder in einer narzisstischen Beziehung ‚Gehen oder Bleiben‘?

Das Leben steckt voller Entscheidungen, manche haben (scheinbar) kaum Auswirkungen und sind schnell getroffen, andere stellen uns vor eine Weggabelung, und sorgen für Kopfzerbrechen. Doch was steckt hinter unseren Entscheidungen und wie können wir dieses Wissen nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen?

Homo Oeconomicus – ein Mythos?

In der Wirtschaftstheorie ging man lange Zeit vom “Homo Oeconomicus” aus, dem rational denkenden Menschen, der seine Entscheidungen basierend auf Verstand und Vernunft trifft. Dieses Konzept hat nach neusten neuropsychologischen Erkenntnissen ausgedient. Was tatsächlich hinter unseren Entscheidungen steckt, basiert sehr viel mehr auf unseren Empfindungen, unseren Gefühlen, als wir es selbst vielleicht wahrhaben möchten. Dank moderner Hirnforschung wissen wir, dass der präfrontale Cortex, der für analytische, “rationale” Gedankenvorgänge zuständig ist, stets in direktem Kontakt mit Hirnregionen steht, die unsere Emotionen steuern. Unsere Gefühle können daher beim Entscheidungsprozess nicht ausgeklammert werden. Die Theorie, dass eine emotionale Bewertung eine bedeutende Rolle in unseren Entscheidungen spielt, stellte Anfang des 20. Jahrhunderts übrigens schon Psychoanalytiker Carl Jung auf. 

Wer trifft die Entscheidungen, unser Unterbewusstsein oder wir?

Was Jung nur vermuten konnte, kann die moderne Hirnforschung in Experimenten und bildgebenden Verfahren unlängst nachweisen. Unsere Empfindungen haben einen ausschlaggebenden Einfluss auf unsere Entscheidungen, sogar schon bevor wir es uns bewusst sind. So konnte Benjamin Libet 1979 durch Messung der Hirnaktivität nachweisen, dass sich Probanden in seinem Experiment einige Sekunden vor dem Zeitpunkt entschieden hatten, an dem sie angaben, diese Entscheidung getroffen zu haben. Zum gleichen Ergebnis kam auch John-Dylan Haynes, der 2008 am Max-Planck-Institut ein ähnliches Experiment durchführte. Schon 7 Sekunden bevor die Teilnehmer angaben, die Entscheidung getroffen zu haben, einen Knopf mit der linken oder rechten Hand zu drücken, war der Entscheidungsprozess im Gehirn bereits abgeschlossen.

“Schnelles” Denken und „Langsames“ Denken

Was ist der Zweck dieser Blitzentscheidungen, die scheinbar ohne unser Bewusstsein entstehen? Die Antwort liegt in unserer Evolutionsgeschichte. Dieser gefühlsbasierte, von Nobelpreisträger Daniel Kahneman auch “schnelles” Denken genannte Entscheidungsprozess bedeutete in Zeiten von Jägern und Sammlern den Unterschied zwischen Überleben und einem jähen, schmerzhaften Ende in den Fängen eines Säbelzahntigers. Die Empfindungen unserer Sinne, die es uns erlauben, eine Situation im Bruchteil einer Sekunde zu bewerten, hatten Priorität über das rationale, “langsame” Denken.

Das „langsame“ Denken ist das heutige Abwägen, z.B. durch Pro-Contra-Listen oder andere Argumentationsketten. Für unsere Realität hat die oben genannte Überlebensstrategie jedoch kaum noch Bewandtnis. Anstatt mit hungrigen Raubtieren sind wir heutzutage mit Stromanbietern, Berufswahl und Autohändlern konfrontiert, wobei uns intuitives Entscheiden wenig dienlich ist und oft zu Fehlentscheidungen führen kann.

Im Zusammenhang mit narzisstischen Beziehungen gibt uns das „schnelle“ Denken allerdings schon den ersten Wegweiser „Raus aus dem Überlebensmodus und rein in die emotionale Unabhängigkeit und Freiheit“. Denn durch den Angriff des Narzissten, der Narzisstin auf das tiefe, innere Selbst, den Selbstwert, wird der Überlebensinstinkt geweckt. Gedanken wie ‚ich muss hier raus‘, ‚ich will weg‘, ‚ich kann nicht mehr‘ tauchen auf und wollen gehört werden. Erst durch das „langsame“ Denken werden die Handlungen des Narzissten, der Narzisstin oft wegrationalisiert. Dabei sollten wir unsere Empfindungen und Gefühle wahrnehmen und auf sie Acht geben.

Intuition – woher kommt sie und können wir ihr vertrauen?

Empfindungen und Gefühle sind nicht die einzigen unterbewussten Kräfte, die Einfluss auf unsere Entscheidungen nehmen. Auch unsere Intuition, basierend auf unseren gesammelten Erfahrungen spielt eine Rolle in unserem Entscheidungsprozess. Sie erleichtert uns Routineentscheidungen. Müssen wir eine neue Entscheidung treffen, berechnet unser Gehirn im Unterbewusstsein einen Durchschnitt aus unserem Erfahrungswissen, was wir als “Bauchgefühl” wahrnehmen. Gerade bei komplexen Entscheidungen, bei denen es schwer ist alle Faktoren abzuwägen, ist die Intuition ein guter Ratgeber.

Wie können wir bessere Entscheidungen treffen?

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du dir das Wissen über den Entscheidungsprozess unseres Gehirns zunutze machen kannst, um bessere Entscheidungen zu treffen. Mit den folgenden Tipps kannst du Entscheidungsparalyse und Fehlentscheidungen vermeiden:

  • Eine Bedenkminute nehmen

     → Lass dich bei Entscheidungen mit langfristigen Folgen nicht hetzen, nimm dir eine ruhige Minute, um in dich zu gehen und die erste gefühlsbasierte Entscheidung zu reflektieren und zu verstehen. Im Anschluss daran kannst du mögliche weitere Faktoren einbeziehen.

  • Eine Münze werfen

     → Wenn du dich zwischen zwei Alternativen entscheiden musst, kannst du eine Münze werfen, das Ergebnis wird dir deine wahren Gefühle bewusst machen. Deine Intuition wird dir verraten, ob die willkürliche Entscheidung die richtige oder falsche ist.

  • Pro- und Kontra-Liste

     → Der Klassiker, wenn es darum geht Alternativen abzuwägen. Schreibe alle Vor- und Nachteile der Entscheidung auf, um das “langsame”, rationale Denken zu aktivieren.

  • Arena der Alternativen

     → Wenn du viele Auswahlmöglichkeiten hast, nimm dir zunächst zwei Alternativen vor und lasse sie gegeneinander antreten, indem du ihre jeweiligen Stärken und Schwächen vergleichst. Der “Gewinner” geht in die nächste Runde und tritt gegen die nächste Alternative an usw. bis schließlich nur noch eine Auswahlmöglichkeit übrig bleibt.

  • Perspektivwechsel 

    → Wenn es um Entscheidungen für uns selbst geht, stehen wir oft auf dem Schlauch, da unsere Emotionen zu stark sind und unser rationales Denken blockieren. Einem Freund zu einer Entscheidung zu raten, fällt uns hingegen wesentlich leichter, da wir hier die Situation mit Abstand betrachten können. Das kannst du dir zunutze machen, indem du dir vorstellst, jemand aus deinem Bekanntenkreis stünde vor der gleichen Entscheidung, die dir Kopfzerbrechen bereitet und er oder sie würde dich um Rat bitten.

Was, wenn du dich einfach nicht entscheiden kannst?

Dir steht noch immer der Schweiß auf der Stirn, wenn du dich entscheiden sollst und vor lauter Gedankenwirrwarr schwirrt dir der Kopf? Du bist nicht allein! Außerdem wird der Narzisst oder die Narzisstin immer alle Hebel in Bewegung setzen, dass du nicht gehen sollst. Denn das würde das Narzissten-Ego nicht verkraften. Der Narzisst, die Narzisstin bietet schier unendliche Möglichkeiten, die ständig und überall auf dich einprasseln um sich die Mechanismen des “schnellen”, emotionsbasierten Denkens zunutze machen.

Um diese Fallen und möglicherweise teure und elementare Fehlentscheidungen zu vermeiden, ist es wichtig ein klares Ziel vor Augen zu haben. Das was, wenn dir die Vision fehlt, du dich wie ein Schiff verloren auf hoher See fühlst? Ein Narzissmus-Coaching kann dir helfen, ein Ziel zu definieren und eine Strategie zu erarbeiten, um es zu erreichen. Hinderliche Glaubenssätze werden dabei aufgelöst.

Erfahre mehr über das Coaching, und wie es dir helfen kann wichtige Entscheidungen zu treffen und dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.