Entscheidungen sind fester Bestandteil unseres täglichen Lebens. Sie reichen von kleinen Entscheidungen wie “Was esse ich heute zum Mittag?” zu großen Entscheidungen wie “Soll ich mit meinem narzisstischen Partner zusammenbleiben, obwohl er (oder sie) mir regelmäßig das Gefühl gibt, nichts wert zu sein?”.

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Die Wahl zu haben, ist bekanntlich Segen und Fluch zugleich. Die immer weiter wachsende Vielfalt der Wahlmöglichkeiten eröffnet uns zuvor ungekannte Perspektiven. Gleichzeitig stellt diese neue Freiheit viele Menschen vor ein Dilemma. Sie fühlen sich paralysiert von der Flut an Alternativen, die täglich auf sie einströmt und wünschen sich, jemand könnte ihnen die Entscheidung abnehmen. Das Gleiche gilt auch für Menschen in narzisstischen Beziehungen, die sich schwertun zu entscheiden: “gehen oder bleiben?”

Kommt dir das Gefühl bekannt vor? Ich erkläre dir aus psychologischer Sicht, was hinter unseren Entscheidungen steckt und wie du diese Erkenntnisse nutzen kannst, um bessere Entscheidungen für dich zu treffen.

Wer die Wahl hat…

In der Theorie bildet das Abwägen von Alternativen und ihren jeweiligen Vorteilen die Grundlage unserer Entscheidungen. Wir wählen die Alternative, die uns nach unserer Berechnung den meisten Nutzen verspricht. Die Realität macht uns hier jedoch einen Strich durch die Rechnung, denn in unserer komplexen Welt können wir unmöglich alle Alternativen erfassen und sinnvoll abwägen. Der Versuch würde uns buchstäblich das Leben kosten, denn allein die Entscheidung über den Aufstrich fürs Frühstücksbrötchen würde unendlich viel Zeit in Anspruch nehmen.

Der US-amerikanische Wissenschaftler Herbert Simon stellte aufgrund dieses Phänomens der begrenzten Rationalität die “Satisfaction Rule” auf, die auf unseren Ansprüchen in Bezug auf die jeweilige Entscheidung basiert. Sobald eine Alternative unsere Ansprüche erfüllt, wählen wir sie, egal ob es noch weitere möglicherweise bessere Wahlmöglichkeiten existieren.

Dass Menschen in einer narzisstischen Beziehung bleiben, kann daher also daran liegen, dass diese ihre Ansprüche an eine Beziehung erfüllt. Vielleicht kennen sie es nicht anders, weil sie vielleicht schon bei ihren Eltern Narzissmus erlebt haben. Oder sie haben ein geringes Selbstwertgefühl und glauben es nicht besser verdient zu haben. Vielleicht sogar beides?

Die Macht der Gewohnheit

Simons Vorstoß war aber erst der Anfang der modernen Entscheidungsforschung. Denn immer klarer wurde, dass Menschen nicht nur analytische Entscheidungen treffen, bei denen Alternativen abgewogen werden, sondern auch nicht-analytische Entscheidungen. Das ist oft der Fall bei alltäglichen Entscheidungen, die auf unserer Routine beruhen. Ohne nachzudenken, greifen wir zum gleichen Shampoo, das wir seit Jahren nutzen, auch wenn es vielleicht inzwischen bessere Alternativen auf dem Markt gibt. Oder wir bleiben in einer narzisstischen Beziehung, auch wenn wir wissen, dass sie uns nicht guttut.

Das Abweichen von diesen Gewohnheiten fällt den meisten Menschen schwer und wird erst in Erwägung gezogen, wenn diese Entscheidungen negative Konsequenzen haben, wie zum Beispiel eine plötzliche allergische Reaktion auf das Lieblingsshampoo. Manchmal reicht aber auch das nicht, unsere Gewohnheit zu ändern.

In narzisstischen Beziehungen ist es oft das Wechselspiel zwischen Höhenflügen und Tiefschlägen, die uns davon abhält, eine rationale Entscheidung zu treffen. Ebenso wie die Manipulation des Narzissten (oder der Narzisstin), die uns glaubhaft versichert, das sei “das letzte Mal” oder es war ja “nicht so gemeint”. 

Rationale Entscheidungen – Ein Mythos?

Bei vielen Entscheidungen berufen wir uns auf unsere Intuition. Diese war der Wissenschaft lange Zeit ein Rätsel. Nahm man doch an, der Mensch sei rational und steuere seine Entscheidungen mit dem Verstand. Heute wissen wir, dass intuitive Entscheidungen, die scheinbar spontan getroffen werden, im Zusammenspiel verschiedener Regionen des Gehirns entstehen. So wird der Neokortex, der das bewusste Denken steuert, durch die Amygdala beeinflusst, die für Gefühle und Empfindungen zuständig ist.

Das erklärt auch, warum es so schwer ist, aus der Narzissmus-Falle auszubrechen: Du erinnerst dich an die tollen Momente zusammen, die aufragende Anfangsphase als du das Gefühl hattest, auf Händen getragen zu werden.

Zwei Arten von Denken

Nobel-Preisträger Daniel Kahneman beschreibt in seinem Bestseller “Schnelles Denken, langsames Denken” genau dieses Phänomen. Beim schnellen Denken folgen wir bei der Entscheidungsfindung unserer Intuition, Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen sind hierbei unsere Ratgeber. Diese Art des Denkens erlaubt es uns, Situationen schnell und effizient einzuordnen. Du spürst sofort, wenn dein Gegenüber gelaunt sind und reagierst ohne wirklich darüber nachzudenken.

Beim ‘langsamen Denken’ hingegen nutzen wir unser analytisches Gehirn, wie zum Beispiel bei einer anspruchsvollen Rechenaufgabe. Diese Art des Denkens erfordert ein höheres Maß an Konzentration und wird im Alltag eher selten angewendet.

Sind wir Herr unserer Entscheidungen?

Einige Forscher gehen sogar noch weiter und sind überzeugt, dass wir tatsächlichen keinen freien Willen besitzen und unsere Entscheidungen im Gehirn gefällt werden, bevor wir uns darüber bewusst sind. Diese faszinierende und zugleich beunruhigende Annahme geht auf ein Experiment aus dem Jahr 1979 von Benjamin Libet zurück. Libet bat Testpersonen, einen Uhrzeiger zu beobachten und zu einem selbstgewählten Zeitpunkt die Hand zu heben, während er ihre Gehirnaktivitäten maß. Das Ergebnis: Die Entscheidung fiel, bevor sich der Proband dessen bewusst war.

Bessere Entscheidungen für dich treffen – Raus aus der Narzissmus-Falle!

Ob bewusst oder nicht, wir müssen uns entscheiden und das täglich rund um die Uhr. Doch wie können wir die Erkenntnisse der Wissenschaft nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen und der Narzissmus-Falle zu entkommen?

Wichtig ist hierbei zu verstehen, in welchen Situationen wir uns auf unsere Intuition verlassen können und wann eine umfangreiche Analyse und Abwägung der Alternativen angemessen ist.

Psychologin Sian Leah Beilock fand heraus, dass Profi-Golfer besser performen, wenn sie nicht lange über den Schlag nachdenken können. In bestimmten Situationen, führen Grübelei und Zweifel oft zu schlechteren Entscheidungen. Aufgrund des bestehenden Erfahrungsschatzes erkennt dein Gehirn unbewusst die beste Alternative. Doch Vorsicht ist geboten, denn die Macht der Gewohnheit und das Ignorieren von rationalen Fakten können zu Fehlentscheidungen führen, wenn wir sie nicht in den Entscheidungsprozess einbeziehen.

Genau dieser Fallstrick führt auch dazu, dass Menschen in narzisstischen Beziehungen feststecken und sich nicht entscheiden können, ob sie gehen oder bleiben sollen. Sie unterdrücken ihre Intuition und ignorieren das toxische Verhalten des Narzissten oder der Narzisstin.

Was wenn Emotionen eine rationale Entscheidung unmöglich machen?

Gerade wenn es um eine Beziehung geht, fällt es uns oft unglaublich schwer klar zu denken und eine rationale Entscheidung zu treffen.

In diesem Fall kann es helfen, wenn du die langfristigen Folgen deiner Entscheidung aus der Vogelperspektive betrachtest. Wenn du nicht erkennst, wohin dich die Entscheidung langfristig führt, handelst du vielleicht aus dem Bauch heraus. Dann solltest du wahrscheinlich noch einmal in Ruhe darüber nachdenken. Ist das wirklich die Richtung, in die du gehen willst? Nimm dir dazu am besten eine ruhige Minute ohne Ablenkungen und Stress. Versuche dir bewusst zu werden, wie du dir dein zukünftiges Leben vorstellst. Welche Emotionen nehmen vielleicht gerade unbewusst Einfluss auf deinen Entscheidungsprozess?

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es oft unmöglich erscheint die richtige Entscheidung zu treffen, obwohl uns die Fakten bewusst sind. Das gilt ganz besonders für Menschen, die in einer narzisstischen Beziehung feststecken. Oft hilft es, eine andre (möglichst unvoreingenommene) Person in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.

Als Coach und Mensch, der genau weiß wie hilflos und verloren du dich gerade fühlst, möchte ich dir die Hand reichen. Du musst nicht alleine da durch! Erfahre jetzt mehr zu meinem Coaching und erobere endlich deine emotionale Freiheit und Unabhängigkeit zurück.